Hi Folks,
gestern haben wir noch einmal das schöne Wetter genutzt und haben die Landschaft auf unseren Drahteseln erkundet. Unser Freund Stu hat es uns ermöglicht, dass wir uns zwei Fahrräder eines befreundeten älteren Pärchens ausleihen konnten. Von zwei älteren Herren, die ebenfalls für "das andere Team spielen", so wie es vermutlich mindestens 50 Prozent der männlichen Bevölkerung von ganz Toronto tun.
Die anderen 50 Prozent wissen es wahrscheinlich nur noch nicht.
Wie dem auch sei, inmitten dieses Gay-Paradieses, dieser Oase für Popo-Piraten, dieses Mekkas für Elton John- und Boy George-Groupies:
Stefan und ich.
Nun aber zurück zur eigentlichen Geschichte. Stu, Stefan und ich spazierten also nun zu besagtem Pärchen, um uns dort die Räder abzuholen. Gleich in der Wohnungstür empfingen uns Ron und Allan, welcher uns ganz ungeniert, nur mit grauen Baumwoll-Boxershorts bekleidet, begrüßte.
Kein Problem. Einfach nicht hingucken und immer nett lächeln.
Nach anfänglicher Skepsis stellte sich allerdings schnell heraus, dass auch diese beiden Herren äußerst liebenswerte und großzügige Gastgeber sind. Sie luden uns nach einem kurzen Plausch in ihrem Wohnzimmer prompt auf ihr Landhaus über das Wochenende ein, wo wir ihnen dabei helfen könnten, ihre Hütte winterfest zu machen. Eine Einladung, die wir dankend annahmen.
Für alle, denen das jetzt spanisch vorkommt: Weder Stu, noch Ron, noch Allan stellen den Stereotypen einer Vorzeige-Schwulette dar. Wenn man einen der Drei alleine auf der Straße sehen würde, würde man niemals vermuten, dass sie vom anderen Ufer kommen.
Wir schwing-schwang-schwungen uns also nun auf unsere Räder und fuhren zu dritt auf die Fähre, die uns rüber zur Toronto Island brachte. Eine Insel, die uns im ersten Augenblick sofort an unsere heimische Peißnitz erinnerte. Dort fuhren wir durch das saftige Grün der Flora, ließen am Strand ein paar Steine über das Wasser fliegen und erkundeten die Umgebung. Als wir letztendlich beinah alles gesehen hatten und erschöpft waren, fuhren wir wieder aufs Festland und gaben unsere Eierschaukeln ab. Ron, der seinen Partner kurz zuvor zum Flughafen brachte, erwartete uns bereits auf der Straße vor seinem Apartment und lud uns auf ein Bier zu sich ein. Aus dem Einen wurden dann sechs oder sieben Bier ( gefühlte 20! ). Einmal das komplette Biersortiment von Sigfried und Roy ruff un runner. Kölsch, Dark Ale, Cream Ale, Guinness, und wer weiß, was noch alles.
Nach drei Stunden intensivster Konversationen über das Schwulsein, dem Leben auf der Farm und Rons jüngste Kindheitserinnerungen an die neunköpfige deutsche Familie Hasselstein, die Ende der 1950´er Jahre neben seiner Familie einzog, beschlossen wir dann, uns etwas Essbares zu besorgen und nach Hause zu watscheln.
Als wir auf dem Balkon von Rons und Allans Apartment standen und sich uns die ganze nächtliche Skyline Torontos offenbarte, wurde uns glaube ich zum ersten mal bewusst, was eigentlich gerade mit uns passiert.
Ein Moment aufrichtiger Dankbarkeit,
wie man ihn wohl nicht allzu oft durchlebt.
Hier die Fotos unseres Ausfluges:
|
Bei Ron (links) und Allan (rechts) |
|
Quer durch Downtown auf die Fähre |
|
Auf der Fähre zum Centre Island |
|
englischer Rasen |
|
Verschnaufpause |
|
Toronto Stu |
|
es grünt so grün,... |
|
...wenn wir bei Ron vorglühen! |
|
Toronto von der anderen Seite |
Danke an all die Menschen, die uns auf unserem bisherigen Lebensweg begleitet, uns geprägt und uns berührt haben.
S+F